Einführung und Überblick

Lang und vielfältig ist die Liste der positiven Wirkungen, die die Theaterarbeit an der Schule hat: Sie bietet den Kindern Bühnenerfahrung, entwickelt die Fähigkeit zu Team- und Projektarbeit, fördert Disziplin und Verantwortung, schult die Körperbeherrschung, weckt Begeisterung für Literatur und Theater, schafft Freude und macht einfach Spaß ….
Im Zentrum müssen dabei jedoch immer die Schülerinnen und Schüler selbst stehen - ihre Fähigkeiten, ihr Probleme, ihre Interessen.
In unseren Stücken dient die Bühne daher vor allem als Rahmen, in dem sich das kreative Talent der Kinder und Jugendlichen entfalten kann.
Diesen schöpferischen Freiraum, den die gemeinsame Theaterarbeit bietet, lieben und nützen die Schüler.
Daher rührt auch die grenzenlose Spielfreude, die das Geheimnis des Erfolges von Schultheater immer ist.


Theaterstücke

1. Den Anfang unserer Theaterarbeit bildete der Versuch literarische Vorlagen so an die Schulverhältnisse anzupassen, dass daraus stimmige Stücke entstanden.
Dazu gehörten:
„Golden Hair“ (1998) Eine Kombination aus „Der gestiefelte Kater“ von Tankred Dorst und „Der Teufel mit den drei Goldenen Haaren“ (in einer Schulspiel-Version von Jörg Ehni) ; Teilnahme an den Schulspieltagen Ingolstadt
„Auf eigene Faust“ (2000) Eine Übertragung von Goethes „Faust I“ auf eine Schrobenhausener Jugend-Gang; Einladung zu den Bayerischen Schulspieltagen der Gymnasien 2000 in Uffenheim
„Theatermachen“ (2002) Thomas Bernhards „Theatermacher“ als Vorlage für das verzweifelte Bestreben einer Schulspiel-Leiterin ihre Truppe zu einer vernünftigen Aufführung zu bringen; Einladung zu den Bayerischen Schulspieltagen der Gymnasien 2002 in Dorfen
„Kabale Brecht Liebe“ (2004) Friedrich Schillers Bürgerliches Trauerspiel „Kabale und Liebe“ wurde mit Brecht-Gedichten kommentiert, erläutert und kritisiert; Aufführung im Stadttheater Neuburg/Donau

2. Dazwischen kamen aber auch Stücke zur Aufführung, bei denen sich Regie und Schauspieler an einen Originaltext hielten und diesen nur durch oft großflächige Streichungen im Umfang reduzierten.
„Die Physiker“ (1999) von Friedrich Dürrenmatt; Teilnahme an den Schulspieltagen Ingolstadt „Don Quichotte“ (2001) von Jörg Ehni
„Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ (2007) von Dario Fo
„Furcht und Elend des Dritten Reiches“ (2009) von Bert Brecht
„Blut und Liebe“ (2011) von Martin Guserke
„Auf hoher See“ (2013) von Slawomir Mrozek


3. Eine besondere Herausforderung für die Theatergruppe war die Umwandlung eines vorliegenden Prosatextes – häufig in der Form eines Romans oder Jugendbuches – in einen Drama-Text. Meist bildeten sich dazu Gruppen, die für einzelne Kapitel zuständig waren, manchmal machten sich auch einzelne Schüler an die Arbeit und damit besonders verdient.
„Matilda“ (1999) von Roald Dahl
„Schöne neue Welt“ (2001) von Aldous Huxley
„Die rote Zora“ (2005) von Kurt Held


4. Vor allem, wenn die Gruppe aus sehr jungen Schülern bestand, war es sehr lohnend mit Märchen-Themen zu arbeiten.
„Vier mal Märchen“ (2002) – Hier entwickelten die Schüler selbst amüsante Fassungen von vier Märchen, die durch eine Rahmenhandlung verbunden wurden.
„Potz Donner und Schwefelhölzchen“ (2006) - kritisierte ausgehend vom Andersen-Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ in selbst erarbeiteten Szenen den Konsumzwang des modernen Weihnachtsfests.


5. Mit der Zeit und mit zunehmender Erfahrung trauten sich die Theatermacher zu auch völlig neue Theaterstücke (fast) ohne jegliche Vorlage selbst zu entwickeln und zu schreiben.
„Tempo Tempo“ (2006) beschäftigte sich mit dem Zeitdruck und Stress der Gegenwart.
Die „grauen Männer“ liehen wir uns von Michael Endes Jugendroman „Momo“.
„Feuer Zange Schule“ (2008) nimmt als Aufhänger die Eingangssequenz von Rühmanns berühmten Film „Die Feuerzangenbowle“. Der behaglichen Männerrunde setzten wir Szenen aus dem heutigen Schulleben gegenüber.
„Schrobsdorf Hotel“ (2010) hingegen hatte keinerlei Vorlage.
Die Geschichte über eine Schrobenhausener Boy-Band entwickelten wir selbstständig.
Wie auch in einigen Produktionen vorher steuerte Marlene Fleißig Szenen bei oder überarbeitete sie.


6. Ein Experiment war das 12-Stunden Stück (2008).
Marlene Fleißig und Marina Golling entwickelten innerhalb einer Woche aus drei Zeitungsnachrichten kleine Theaterstücke.
Drei Regieteams unter der Leitung von Katharina Franke, Alexandra Schenke und Markus Kirsch studierten innerhalb eines Tages diese Stücke ein und am Abend wurden die Resultate den Eltern vorgeführt.
Insgesamt nahmen an dem Projekt über 70 Schüler teil.


Das Team

Unter den Mitstreitern, die die Schultheater-Leiterin Silvia Eckert-Wagner über viele Jahre hinweg unterstützt haben, sind vor allem hervorzuheben:

Die Kunsterzieher Maria Detloff und Michael Kreuzer: Sie haben mit ihren Plakaten die Aufmerksamkeit des Publikums geweckt und – oft zusammen mit Schülern – aufwändige Bühnenbilder erstellt.

Afra Kriss: Eine völlig neue Qualität bekamen die Theaterstücke, als sie 2005 zum Team stieß.
Die studierte Theaterwissenschaftlerin hatte zusammen mit ihrem Mann Hans Kriss und ihrem Schwager Richard Gruber bereits viel Theatererfahrung gesammelt.
Geradezu professionelle Maskenbildung und aufwändige Kostümierung brachte sie mit.
Außerdem wirkte ihre ausgleichende und liebevolle Art hinter den Kulissen beruhigend auf die manchmal vom Lampenfieber recht geplagten Schüler.

Konrad Leufer: Er hielt als Mitglied der Schulleitung der Theatergruppe nicht nur immer den Rücken frei, sondern setzte immer wieder auch kreative Impulse und Ermutigungen und gab ihr vor allem auch das Gefühl, dass ihre Arbeit wichtig sei.
Er war zudem ein einfühlsamer und kompetenter Beleuchter, der alle Ideen aufnahm und oftmals auch in seiner Freizeit, in den Ferien und Abendstunden effektvolle Beleuchtungsideen entwickelte und sie mit seinen Teams umsetzte.

Last but not least unterstützte unser Hausmeister Robert Hellmich unsere Produktionen, wo er nur konnte: Er sorgte für den gesamten haustechnischen Hintergrund, auch abends und am Wochenende, half beim Bühnenbild und der Beleuchtung, sorgte für Bestuhlung und Verköstigung des Publikums, und – wenn nötig – spielte er auch auf der Bühne mit.

Garant für Gelingen und Erfolg der Theaterstücke waren jedoch stets das überbordende, leidenschaftliche und talentierte schauspielerische Genie und die Begeisterung unserer Schülerinnen und Schüler vor und hinter den Kulissen.
Einige von ihnen versuchten aus dem Talent einen Beruf zu machen, einzelnen – z.B. Ferdinand Schmidt-Modrow und Wolfgang Tegel - ist dies auch gelungen.

Silvia Eckert-Wagner